Die Sache mit der Wärmepumpe. Lohnt sich / lohnt sich nicht? Wieviel Strom werde ich verbrauchen? Etc pp. Auch wenn viele Fragen offen bleiben – im Prinzip ist das eine einfache Rechnung:
Unser Muster Haushalt A verbraucht im Jahr ca 15.000 kWh Gas. Oder rd. 1.500 Liter Heizöl. (Die Rechnung 1 Liter Heizöl erzeugt eine Leistung von 10 kWh Wärme ist zwar umstritten, kommt aber ungefähr hin. Lt. Experten sind es ungefähr 8-9,x kWh je Liter Heizöl.)
Für unsere Ziel-Leistung von 15.000 kWh Wärme soll eine Wärmepumpe beschafft werden. Das „Standard“ Ding Luft-Wasser Wärmepumpe, das aktuell für ca. 4000….8000 Euro (fernöstliche Hersteller), 10.000 Euro und aufwärts (deutsche Hersteller) angeboten wird. Zzgl. Monteuerarbeit und Kleinteile versteht sich.
Eine Luft-Wasser Wärmepumpe ist im Prinzip eine tolle Idee! Ohne zu sehr in die Details zu gehen: Sie entnimmt Wärme aus der Luft und erzeugt damit Wärme-Energie mit der Ihr Euer Haus heizen oder duschen könnt! Unabhängig von solchen Details wie Heizungsart Fußbodenheizung / Heizkörper oder Vorlauftemperatur – um eine grobe Abschätzung zum Strombedarf machen zu können müsst Ihr etwas über die Jahresarbeitszahl wissen!
Die Jahresarbeitszahl JAZ ist das Verhältnis von zugeführter Energie (Strom) zu erzeugter Energie (abgegebener Wärme).
Wenn Eure Luft-Wasser Wärmepumpe effizient arbeiten soll, sollte sie mindestens eine Jahresarbeitszahl von 2.9 – 3.1. aufweisen. Das bedeutet: Ihr müsst 1 Watt Energie zuführen, um mindestens 2.9 … 3,1 Watt Heizenergie zu erhalten.
Somit ergibt sich: Je höher die JAZ, desto weniger Strom müsst Ihr einkaufen. Jetzt kommt das Unschöne mit der JAZ: sie hängt von verschiedenen Betriebs-Parametern ab, wie z.B. Aufstellungsort, Lufttemperatur (wie kalt ist der Winter…), Heizungszeiten etc. Die Hersteller schreiben in ihren Prospekten gerne den optimalen Wert. Das ist so wie früher Spritverbrauch und Autos. Theoretisch verbrauchte mein Traumauto nur 6 Liter auf 100 Kilometer – lt Prospekt. Doch wenn ich damit los bretterte kamen dann mal locker 8 oder mehr Liter raus. Die Verbrauchsangaben waren theoretische Werte, gemessen im Optimum. So stellt sich das auch bei der Wärmepumpe da: Die wahren = realen JAZ Werte einer WP Installation bekommt Ihr erst, wenn Ihr das Ding im Betrieb habt!
So manche Untersuchungen haben leider ergeben, dass viele Wärmepumpen Installationen den optimalen Wert von 2.9 – 3.1 (und mehr) gar nicht erreichen. Ohne jetzt auf die Gründe einzugehen – in unserem Beispiel rechnen wir also mal ganz konservativ mit einer „schlechten“ JAZ von 2.5. Also einer mehr ineffizienten Wärmepumpe, wie sie leider wohl im Moment noch oftmals zu finden sind.
In unserem Beispiel von 15.000 kWh Wärmebedarf heißt das dann: bei einer WP mit JAZ 2.5 müsstet Ihr 15.000 / 2.5 = 6000 kWh Energie / Strom reinstecken, um Euer Wärmeziel zu erreichen.
Multipliziert mit dem akt. Strompreis von sagen wir mal 40 ct/kWh heißt das: Eure jährlichen Stromkosten für die WP würden 0,40 * 6000 kWh = 2.400 Euro betragen. Was unser Musterhaushalt A jetzt für 15.000 kWh Gas zahlt, kann er seiner jährlichen Gasrechnung entnehmen. Was der Strom für die Wärmepumpe kostet, könnt Ihr beim Energieversorger erfragen – dann allerdings müsst Ihr Euch auf gesonderte Zähler und evtl Leitungen einstellen, um den Strom der Wärmepumpe vom normalen Haushaltstrom zu trennen!
Hättet Ihr hingegen Glück und würde Eure WP mit einer JAZ von 3.0 oder gar 4 betreiben, kämt Ihr entsprechend günstiger weg. Dann müsstet Ihr nur 5000 kWh Strom (JAZ 3.0) bzw. 3.750 kWh Strom (JAZ 4) vom Eurem Energieversorger einkaufen.
Lösungen und Ideen
Was könnt Ihr machen? – Was wohl nicht gehen wird: sich Eure JAZ vom Monteur der WP garantieren zu lassen! Das kann der arme Mann gar nicht machen. Aber schön wäre es!
Daher bleibt im Moment etwas persönliche Detektivarbeit, um seine eigene Abschätzung zu bekommen:
Ganz am Anfang könntet Ihr natürlich den Versuch unternehmen, Euren Wärmebedarf zu senken! Nicht mehr alle Räume hoch heizen, sich wärmer anziehen. Wenn Ihr es schaffen würdet, Eure 15.000 kWh Wärmebedarf um ca 30% zu reduzieren, habt Ihr sofort günstigere Ergebnisse! Aber das persönliche Wärmeempfinden ist subjektiv und hier wird jeder anders darüber denken. Ich führe es trotzdem immer gerne mit auf, weil eine Wärmepumpe auch ein anderes Heizverhalten nach sich ziehen sollte.
Natürlich Euer Haus isolieren. Jedes Watt weniger, das irgendwo in die Botanik entweicht, kommt der Kostenrechnung zugute. Irgendwann seid Ihr dann nicht mehr bei 15.000 kWh, sondern vielleicht bei 12.000. Aber das sind alles Ideen, die den Wärmebedarf senken – und nicht immer günstig und / oder angenehm sind.
Ihr könnt auch selbst Stromerzeuger werden, z.B. mit Solar auf dem Dach! Dann braucht Ihr im Beispiel zwar weiterhin den 6000 kWh Wert – müsst aber nicht mehr alles kaufen, weil Ihr Anteile davon selbst erzeugt. Zumindest tagsüber und in den Sommermonaten. Nachts und im Winter seid Ihr dann wieder mehr als Kunde bei Eurem Energieversorger unterwegs. Was technisch noch so etwas fehlt sind gute Ideen, um die Energie zu speichern. Also so etwas wie leistungsfähige, erschwingliche Batterieen, die Jahre lang halten, tagsüber geladen werden und dann nachts die Wärmepumpe antreiben. Eine günstige Idee Strom zu speichern ist übrigens Wasserkraft. Ich stelle mir immer vor, ich würde tagsüber mit Solarstrom Wasser in ein höhergelegenes Becken pumpen – und nachts dann das Becken auslaufen und eine Turbine antreiben lassen. Dann könntet Ihr die tagsüber gewonnene Energie auch nachts nutzen – allerdings müssten die Becken eine gewissen Größe haben und die wenigsten Menschen haben das Glück eine eigene Talsperre zu besitzen oder zu betreiben! Aber cool wäre es! Vielleicht erfindet mal jemand ein Wasserkraftwerk für Haushalte. So zwei Tanks, die irgendwie übereinander montiert sind und eingebuddelt werden… Eine Art geschlossener Kreislauf, wo nichts verdunstet und das Wasser sich immer hin – und herbewegt. Doch wie dem auch sei – wenn Ihr keine Batterie und kein Wasserkraftwerk habt, müsst Ihr schauen, wie weit Ihr mit der tagsüber durch Solar produzierten Energie hinkommt. Ob sich das für eine Wärmepumpe lohnt oder wie groß eine Solaranalage dimensioniert werden muss, um ernsthafte Einsparungen zu erziehen, steht dabei auf einem anderen Blatt. Hier haben wir einen Beitrag zu einem Balkonkraftwerk – und was man dabei sparen kann. Unser Projekt: Balkonkraftwerk!
Leider gibt es (noch) kein offizielles Register mit realen JAZ für verschiedene Haushalte / Hersteller / Standorte, so dass Ihr in Eurer Nachbarschaft nachschauen könnt, wie bereits durchgeführte Installationen bei Euch im Ort laufen. Ihr könnt aber den Versuch unternehmen, mit bereits bestehenden Kunden der favorisierten WP, die Ihr euch einbauen lassen wollt, ins Gespräch zu kommen. Hören, was andere gemacht haben. Sich über deren Aufstellung informieren, Betriebsparameter und die JAZ zu erfragen. Gerade wenn Gebäude und Grundstück vielleicht Ähnlichkeiten zu Eurer eigenen Immobilie aufweist, ergeben sich hier oftmals interessante Erfahrungswerte.
Vielleicht – und hier kommt Prinzip Hoffnung ins Spiel – hat auch die Politik noch ein Einsehen und der in Deutschland vergleichsweise extrem hohe Strompreis für Haushalte wird auf international übliche Werte gesenkt. Können wir das erwarten? Keine Ahnung – aber zu hoffen wäre es! Das würde der Alternative Heizen mit Strom und damit insbesondere der Wärmepumpe echten Auftrieb geben und sie zu einer vergleichsweise interessanten Alternative gegenüber fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl machen. Wärmewende und Klimaprojekt könnten auf ganz neuen Füßen stehen! Siehe Wikipedia Strompreise in der Welt.
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Text und Entwurf. (c) AE SYSTEME Testcenter, Hans-J. Walter
Hans-J. Walter ist Programmierer von AE WWS Lite und für Anwendungen in Windows DOT.NET / C# und Java / Android Apps. Dazu ist er als Autor für journalistische Fachbeiträge über relevante Technik, Trends und Innovationen unterwegs. Kontakt: hjw@terminal-systems.de
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