Smart Metering – oder wie reich sind Sie?

Smart Metering! Gibt ja kaum noch eine Zeitung in der das nicht in jeder fünften Ausgabe erwähnt wird. Was ist es – und wofür braucht man es…

Strom, Wasser, Gas, Heizöl… alles wird teuer. Smart Metering meint Verfahren und Methoden, um Verbrauchsdaten aufzuzeichnen und zu überwachen. Da man das nicht nur aus reiner Sammelwut und Langweile macht: mit dem Ziel den Verbrauch zu kontrollieren und langfristig zu senken.

Prinzipiell können Sie sich einmal im Jahr Ihre Stromrechnung ansehen – und dann festellen, dass Sie a) mehr verbraucht haben, b) wieder mehr für die kWh Strom zahlen. Sie können sich dann vornehmen im nächsten Jahr zu sparen, Licht im Klo auszuschalten – und dann im nächsten Jahr wieder auf die Stromrechnung warten, ob ihre Sparbemühungen Früchte getragen haben. Global gesehen: auch das ist eine Form von Smart Metering – aber der Zeitraum ist zu groß.

Smart Metering meint vielmehr den Verbrauch Ihrer Toiletten und Sanitärräume (oder Maschinen, Anlagen und Filialen) aktuell d.h. zeitnah zu kontrollieren. D.h. täglich, wöchentlich, monatlich. Herausfinden was Sie wann verbrauchen – und basierend auf diesen Erkenntnissen Maßnahmen entwickeln, um den Verbrauch zu senken.

Smart Metering meint z.B. dass Sie sich einen Elektrozähler in den Toilettentrakt setzen. Dann schauen Sie sich den Verbrauch über einen Zeitraum (z.B. jeden Tag) an – und werden feststellen, dass Sie an einem durchschnittlichen Tag 100kWh Energie verbrauchen.  Zusätzlich werden Sie sich von Ihrem Sanitärbetrieb des Vertrauens noch einen Wasserzähler montieren lassen und ermitteln, dass Sie innerhalb der Toilettenkabinen jeden Tag 20 Liter Wasser durch die Rohre hauen. Allerdings fällt Ihnen auf, dass der STromverbrauch 2x in der Woche auf 156 kWH ansteigt – und im Sommer 112 Liter Wasser benötigt werden.

Was das möglich macht? Kleine Zähler, die mit einer Computerschnittstelle ausgerüstet sind. Man nennt sie M-Bus Schnittstelle. Über diese Schnittstelle können Sie den Zähler mit einem Computer verbinden – und so die Zählerdaten automatisiert ablesen. Zähler mit M-Bus gibt es als Strom-/Leistungszähler, Wasserzähler, Gaszähler, Wärmemengenzähler, Durchfluss und für nahezu fast alles, was man zählen, messen und erfassen kann…

Ausgestattet mit diesen Zählern und einer computergesteuerten automatischen Erfassung gehen Sie den Ausreißern auf den Grund und stellen fest, dass Ihre Praktikantin sich 2x die Woche die Haare fönt. Mit einem 3000 Watt Superfön, den sie von zu Hause mitgebracht hat. Und das Wasser im Sommer – da schliesst Ihr Hausmeister den Gartenschlauch an und bewässert die Grünanlagen. Und zu guter Letzt war da noch der elektrische Heisswasserboiler, der an einer 65A Leitung hängt – und bei dem der alte Drehstromzähler den Turbo anschmeisst, wenn sich jemand die Hände mit warmen Wasser wäscht…

Für alles gibt es Lösungen. Schenken Sie der Praktikantin einen 300 Watt Fön – oder teilen ihr mit, dass sie ihre wilde Haarpracht bitte zu Hause auf Mähne bringen möchte. Den Hausmeister weisen Sie darauf hin, dass Sie extra Regenwassersammeltonen am Gebäude haben – da kann er Wasser günstiger entnehmen. Und den Warmwasserboiler reduzieren Sie einfach mal um 10°C – oder prüfen, ob Sie das warme Wasser nicht gleich wegrationalisieren können. (Je nach Gewerbeart.)

Sie Smart Metern weiter. Strom und Wasser sind jetzt konstant. Aber Sie wissen oder ahnen es aufgrund Ihrer Lebenserfahrung bereits: Die Preise für Strom und Wasser werden weiter steigen. Das Perfide: Selbst wenn Sie immer die gleiche Menge verbrauchen, es wird teurer! Da bleibt nur ein Ziel: Sie müssen den Verbrauch senken!

Wie war das noch mit dem Licht auf der Toilette? Jeder Dritte vergisst es auszuschalten. Lösung gibt es im Baumarkt und kostet 8,95. Bewegungsmelder mit Zeitintervall. Und da das so günstig war, prüfen wir gleich, ob wir wirklich eine 110 Watt Lampe im Bad brauchen. Wie wäre es mit LED Leuchten – die verbrauchen nur 3 Watt. (Tipp: Nicht den Billigschrott im Onlineauktionshaus kaufen. Haben wir probiert. Hielt drei Minuten.) Leuchtstoffrören mit 35 Watt wären auch schon günstig zu haben – sind aber schlecht, wenn sie ständig an – und ausgeschaltet werden sollen. (Gehen schnell kaputt.) Und wenn wir schon so weit sind: schauen wir uns mal den Spülkasten an. So ein uraltes Teil ohne Spartaste. (Tipp: Auch alte Spülkästen kann man mit Gewichten aus dem Angelladen in eine Sparschaltung verwandeln. Funktioniert wunderbar. Haben wir selbst ausprobiert.) Und der Wasserhahn tropft auch – was man manchmal mit einer Wasserrohrzange und einem kleinen Gewindeeinsatz beheben kann…

Mit einigen Maßnahmen können Sie Ihren Verbrauch weiter senken. Auf 0 (Null) werden Sie niemals kommen – dazu müssten Sie ihr Klo zumauern. Aber wer weiß – vlt. stellen Sie fest, dass Sie eine Etage tiefer ohnehin eine zweite Toilette haben. Vielleicht kann man die zusammenlegen und so …

Na ja – ich denke, die Richtung wird schon klar. Um Energie und Verbrauch zu sparen, müssen Sie zuerst beobachten (ermitteln), WAS Sie WANN verbrauchen. Dann können Sie diesen Verbrauch optimieren. Der Techniker nennt die Beobachtung MONITORING und METERING. Smart Metering erlaubt Ihnen also das bequeme Beobachten Ihres Verbrauches und damit Sie das auch bequem und einfach auswerten können, schreiben Sie es nicht auf einen gelben Zettel, die Sie an die Klotür pinnen, sondern lassen die Aufzeichnung per Computer erledigen. Im einfachsten Fall durch eine regelmässig aktualisierte Exceltabelle. Im ausgefeilteren Fall über eine SQL Datenbank, wo die Werte über verschiedene Zeiträume automatisiert gesammelt werden. Mit bunten Bildern ermitteln Sie dann Ihren Durchschnittswert und können Maßnahmen zur Senkung desselben einleiten und den Erfolg Ihrer Maßnahmen kontrollieren.

Eigentlich ist Smart Metering damit so etwas wie das Fahrtenbuch für Ihr Firmenfahrzeug. Wenn es richtig geführt wird, tragen Sie nicht nur gefahrene Kilometer sondern auch verbrauchte Liter ein. Und wenn Sie das auf 100 km Verbrauch hochrechnen – und dann feststellen, dass der Azubi auf dem Weg zur Post mit dem Firmenwagen immer 18 Liter  und die Praktikantin auf der gleichen gefahrenen Strecke nur 8 Liter verbraucht – dann werden Sie mit Auszubildenden vlt. ein Gespräch führen müssen.

Und jetzt. Jetzt höre ich Sie stöhnen. Was das kostet? Genauso wie das Führen eines Fahrtenbuches kostet auch Smart Metering Geld. Und Zeit. Aber jetzt kommt eine Komponente ins  Spiel, bei der Ihre Transferleistung benötigt wird. Smart Metering betreiben Sie nicht für die Kosten von heute. Die sind eh weg. Futsch. Aus. Das Geld hat Ihr Energieversorger schon.
Smart Metering betreiben Sie für die Kosten von morgen. Da die Preise ständig steigen werden Sie mehr bezahlen – selbst wenn Sie Ihren Verbrauch konstant lassen. Sie müssen also heute sparen, um morgen zumindest den gleichen Betrag auf den Tisch zu legen. Und das erreichen Sie nur, wenn Sie heute in Sachen investieren, die Ihnen das Energiesparen ermöglichen. Denn warum sonst haben Sie doppelt gedämmte ISO Fenster mit Argonfüllung am Haus? So ein Fenster kostet schnell 700 Euro incl. Einbau. Glauben Sie wirklich dass sie pro Fenster 700 Euro Heizöl weniger verballern, nur weil sie das Einfachglas durch ISO Verglasung modernster Bauart ersetzten? Nein. Natürlich nicht. Sie wissen aber: komplette ISO Verglasung in beheizten Räumen senkt den Verbrauch im Gesamtgebäude um 10…20%. Und was Sie beim Heizöl (und auch Gas) schon anwenden wird jetzt beim Strom und Wasser notwendig.

Und wenn Sie unsicher sind: dann rufen Sie mal den nächsten Energieberater an und laden ihn zu einem Gespräch ein. Schon eine kurze Begehung kann Ihnen zeigen, wo Ihre kritischen Stellen Strom- und Wasserfresser lauern. Alte Röhrenmonitore am PC hauen ein Vielfaches von dem weg, was ein moderner TFT Bildschirm bringt. Rechner, die mit 350 Watt Netzteil nachts und am Wochenende vor sich hinbrummen, wenn keiner da ist. Und auch der beliebte Bildschirmschoner – schont zwar den Bildschirm, spart aber keine Energie. Über Glühlampen und LED Lampen habe ich oben schon gesprochen. Leuchtstoffröhren sind eine gute Idee für Dauerlicht z.B. in der Werkstatt. Topfende Wasserleitungen oder gar Rohrbüche (es soll wirklich Leute geben, die von einem Rohrbruch erst duch die explodierenden Wasserkosten erfahren haben!) sollte man auch frühzeitg bemerken. Und und und.

Smart Metering ist so ähnlich wie das Spritsparen am Auto. Vor 25 Jahren hat da keiner darüber nachgedacht. Da gab es für 25 Mark 25 Liter Sprit. Heute gelten Autos mit mehr als 7 Litern Durchschnittsverbrauch schon als spritfressende Schleudern – und spätestens wenn Sie die Tankrechnung bezahlen, werden Sie erkennen warum.  (Für 25 Liter legen Sie jetzt locker 35 Euro – umgerechnet 70 Mark hin.) Und Ihr Tankwart hat es in den letzten 25 Jahren noch nicht einmal in das Who is Who der reichsten Deutschen geschafft..

Und wenn Sie jetzt mehr wissen möchten:

Smart Metering – Monitoring von Energie und Verbrauchswerten

 

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