Burgdorf, Glasfaser – und die Sache mit dem unbefugtem Betreten

So manche Baufirma ist schon hart drauf – oder hat vielleicht manchmal Mitarbeiter, die nicht so klare Absichten haben. Wir waren ja schon gewohnt: Wenn in einer kleinen Stadt wie Burgdorf Glasfaserkabel verlegt werden, tauchen ja alle möglichen Gestalten auf. Von Provisionsjägern mit selbst gebastelter Visitenkarte eines großen Telekommunikationsunternehmens, die einen x, y, z Jahres Verträge „Internet“ verkaufen wollen (aber kein Papier dabei haben mit: „unterschreiben Sie schon mal JETZT – wir schicken Ihnen dann später Ihren unterzeichneten Vertrag zu…“) bis zu ganzen Arbeitskolonnen nach deren Verschwinden Straßen und Bürgersteige einem Kriegsgebiet ähneln. Das Erste kann man aussitzen. Die kaputten Straßen und Wege werden irgendwann mehr oder weniger wieder in halbwegs befahrbaren Zustand gebracht.

Schon als das erste Unternehmen Glasfaser verlegte, ging es manchmal abenteuerlich zu. Einen alten Text zu der damaligen Installation findet sich hier: https://www.art-events.de/weblog/fritz-box-7590-und-internet-mit-dem-vodafone-ip-anlagenanschluss/. 

Seit 2023 wird jetzt zum zweiten Mal, von einem anderen Anbieter, Glasfaser in die Erde gehauen. Wieder kommen Überraschungen auf einen zu, auf die – wir zumindest – nicht wirklich vorbereitet sind.

Irgendwann an einem Werktag, kurz vor Mittag, huscht plötzlich ein oranger Schatten bei uns an den Bürofenstern lang.

Das ist ungemein verblüffend.

Denn über uns sollte man wissen: Aus diversen Gründen sind bei uns alle Grundstücks-Tore und Zufahrten in den meisten Zeiten verriegelt und verschlossen, so dass ein ordnungsgemäßer Zutritt zum Grundstück ohne Schlüssel oder ohne Anmeldung gar nicht möglich ist. Wer etwas möchte, kann bequem die außen angebrachte Klingel benutzen. Damit wird dem Unfallschutz Genüge getan, denn es soll keiner über irgendwo herumliegenden Sachen stolpern und sich übel verletzen und die oftmals auf dem Grundstück laufenden Hunde sind auch fein säuberlich von irgendwelchen Überraschungen getrennt. Konsequenterweise zieren haufenweise Betreten verboten Schilder unseren Zaun und auf die Hunde wird auch hingewiesen. Kurz: wer sich unbefugt auf dem Grundstück aufhält, hat sich schon mal des Unerlaubten Betretens / Hausfriedensbruch gem. §123 StGB schuldig gemacht.

Es gibt natürlich Tage, da ist Chef alleine im Büro, das Grundstück sieht verlassen aus.

Es war ein solcher Tag. Chef sitzt im Büro am Computer, sieht den Schatten am Fenster vorbei huschen und hält ihn für optische Täuschung.

Kurze Zeit später schlagen die Hunde an. Gleichzeitig melden auch unsere Alarm-Sensoren Bewegungen an Orten, wo keine erwartet waren.

Jetzt wird auch unser Chef aktiv. Springt auf und flitzt zur Eingangstür. Reißt die Tür auf.

Der Eindringling, ein junger Mann in oranger Arbeitskluft. Keine Jacke mit Aufschrift. Steht vor der Eingangstür.

Chef, hoch sauer: Was wollen Sie? Wie kommen Sie auf unser Grundstück?

Hunde, hoch wütend!

Junger Mann: Komme wegen Glasfaser. Wollen Messung in den Büros machen!

Chef: Wie kommen sie aufs Grundstück? Die Tore sind verschlossen! Alle!

Junger Mann: Bin vom Nachbarn über Zaun gesprungen…

Chef: Wie über den Zaun gesprungen????

Junger Mann: Ja, komme vom Nachbargrundstück. War gerade dort. Ich habe ihre Einfahrt nicht gefunden. Google kannte die Adresse nicht. Habe den Zaun hinten etwas niedergedrückt und bin dann rüber…

In der Tat gibt es vom Nachbargrundstück keine Einfahrt auf unser Grundstück. Unsere Einfahrt ist – ganz normal üblich in diesem Land – auf der Straßenseite. Und das mit Google … Nun, wir haben einen Straßennamen, eine Hausnummer und alles steht sogar fein leserlich an der Einfahrt geschrieben. Als der Internet Bautrupp die Kabel zog, haben sie diese besagte Einfahrt auch gefunden. Wie bisher alle Lieferanten und Kunden. Gebäude und Liegenschaften haben nämlich eine Eigenschaft: die bewegen sich selten von der Stelle. Deswegen heißen sie auch Immobilien – weil sie nicht mobil sind. Doch wollen wir nicht gemein sein: vielleicht ging es dem junge Mann einfach nur darum, Zeit und Fuß Läufigkeit zu sparen und er wählte deshalb den Weg der Zaunspringer?

Doch wie dem auch sei – das mit dem „über den Zaun springen“ war aber nun keine wirklich gute Antwort für den Blutdruck unseres Chefs! Der nun fuchsteufelswild! Hat den jungen Mann sofort vom Grundstück geschmissen, ihn zum Gartentor begleitet und es zum Verlassen extra aufgeschlossen.

Einige Zeit später stellte sich heraus: ja, der junge Mann war in der Tat für einen Bautrupp in Sachen Glasfaser tätig. Die Baufirma hatte allerdings vorher angerufen und keinen erreicht. Da hätten wohl sie zu der Erkenntnis gelangen können, dass niemand vor Ort ist und dass eine Messung in den Büroräumen schwierig wird. Oder vielleicht waren sie ja zu der Erkenntnis gekommen und wollten trotzdem ….

Übrigens: Als sie dann später ordnungsgemäß klingelten und wirklich zur Messung kamen, trug der besagte junge Mann auch eine Firmenjacke mit Aufschrift, so dass die Herkunft ersichtlich war.

Warum sie jedoch schlussendlich in Eigeninitiative über Zäune springen und verschlossene Grundstücke betreten, die auf den ersten Blick verlassen wirken … bleibt uns zumindest rätselhaft und wir wollen an dieser Stelle auch nicht spekulieren oder böse Absichten unterstellen! Jedoch –  Verzeihung – wir halten das Vorgehen für eine überaus dumme Idee!

Dazu: es scheint wenig vertrauenerweckend, wenn man bedenkt, dass wir in einer Zeit leben, in der Zeitungen wie Hannoversche Allgemeine und Neue Presse fast monatlich über Diebstähle und Einbrüche in Häuser, Garagen und Gartenhäuser in und rund um Burgdorf berichten.

Fun Fakt – die Glasfaser Leute verkünden auf ihren Info-Veranstaltungen stets: unsere Leute stimmen natürlich immer vorher Termine mit Ihnen ab! Die springen natürlich niemals über Büsche und Zäune, um ohne Wissen der Eigentümer auf die Grundstücke zu gelangen!

Ja, die Realität sieht anders aus! Und natürlich nennen wir hier auch nicht die Namen der beteiligten Firma!

Text: Mandy


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